Freitag, November 18, 2016

Reality check bzw bites

Mein Arbeitszeitmodell hatte ich ja schon ein paar Mal vorgestellt (kurz rekapituliert: 4 Tage gehe ich sehr früh, Mann schickt die Kinder in die Schule, mittags kommt die Nanny, Freitag arbeite ich von zu Hause, keine Nanny).
 
Heute also: rein theoretisch wäre Home-Office-Freitag gewesen. Sogar incl. Kinder-Zahnarzttermin. Dann aber kam erst letzte Woche ein „Thank you for making yourself available“*-Meeting für den Morgen rein. Okay, das ist ja noch gar kein Problem, morgens ist es ja betreuungstechnisch egal, ob ich daheim allein arbeite oder halt in der Stadt bin.
Dann auf einmal kamen für den gesamten Tag im Halbstundentakt noch drei Meetings dieser Kategorie reingeflattert. Bei Reorganisationen passiert sowas. Und ja, sowas ist immer am Freitag. Gerne am Nachmittag. Hm. Nun denn. Ich habe den Zahnarzttermin verschoben, bei Q.s bestem Freund und L.s bester Freundin daheim angefragt, ob die beiden dort nach der Schule aufschlagen könnten. Gottseidank war das alles kein Problem und die beiden Jungs freuten sich schon auf Mittagessen mal woanders.
 
Gestern abend dann kam das Rundtelefon: Q.s Klassenlehrer ist krank, der Unterricht fällt aus. An sich ist Q. zwar für die Notfallbetreuung in so einem Fall angemeldet, aber er hat direkt mit seinem Freund abgemacht, dass er ja dann direkt nach dem Frühstück zu ihm gehen könnte. (Kurzer Anruf bei den Eltern: ja, kann er tatsächlich. DANKE!)

Little L. war ein bisschen beleidigt, dass er trotzdem erst in die Schule müsste und dann erst zu seiner Freundin dürfte, aber nun ja.

Gerade als ich das erste Meeting (in einem Hörsaal im Untergeschoss eines Betonbaus fast ohne Handyempfang…) betrat, brummte das Handy „Die kleine Schwester der Freundin hat sich Magendarm eingefangen, L. kann aber trotzdem kommen, nur dass Du Bescheid weisst.“ Aaaaaaah! Nicht nur, dass man als Mutter eines spuckenden Kindes mit ebendem auch ohne ein Besuchskind mehr als genug beschäftigt ist, ganz eigennützig muss ich dann doch sagen: „Neeeee danke, lieber nicht.“
Also habe ich während der einleitenden Worte des Site Heads die Whatsapp-Kontakte zum Glühen gebracht und binnen 10 Minuten hatte ich es tatsächlich zwei Angebote, wo Little L. superspontan den Nachmittag verbringen könnte. Ich hatte den Hübschen zwar vorgewarnt, dass er ihn evtl. mit ins Büro nehmen müsste, aber das konnte ich dann ja schnell abblasen. Ich habe Little L. in der Schule natürlich nicht erreicht, dementsprechend wurden alle Stellen um seinen Heimweg rum informiert, wo er denn nun hinsoll.

ich bin unglaublich froh, dass wir mittlerweile so ein Netzwerk aufgebaut haben, in dem man sich gegenseitig unterstützt. Wenn es bei uns irgendwie geht, bin ich ja auch immer bereit, in solchen Situationen einzuspringen und habe das auch schon einige Male sehr gern gemacht. Das im Hinterkopf zu haben, hilft mir dann immer sehr, über meinen Schatten zu springen und dann eben im Notfall um Hilfe zu bitten. (Und mein natürlich trotzdem schlechtes Gewissen wird dadurch besänftigt, dass ich gestern abend eine Riesenportion gebrannte Mandeln gemacht habe und den beiden Jungs je eine grosse Tüte als Dankeschön für ihre Asylgewährer mitgegeben habe.)

Pffrt, so viel zu meinem geplanten „easy slide“ ins Wochenende …

*Das heisst ja auf Konzernsprache: lass alles stehen und liegen und schwing deinen Hintern in das Meeting. Da sollte man dann tatsächlich schon hingehen. Egal was ist.

2 Kommentare:

Fledermama hat gesagt…

Mich würde das ja tierisch aufregen, wenn Meetings auf eine Zeit gelegt werden, in der ich eigentlich zu Hause wäre...

Allerdings ist hier ja auch Schichtbetrieb mit minutengenauer Arbeitszeiterfassung. Und wenn mir 2 Minuten später ins Telefon eingeloggt weil Windowsupdate schon als lateness angekreidet werden, dann bin ich umgekehrt bei meiner freien Zeit halt genauso penibel...

Trotzdem, da so spontan ne Lösung zu finden ist eine Leistung!

Frau Brüllen hat gesagt…

@Fledermama: nun, es ist ja nicht so, dass Homeoffice "frei" ist. Im Homeoffice-Zusatzvertrag steht auch drin, dass man, wenn nötig, physisch zu erscheinen hat. Zum anderen ist es so, dass man, bei zwei Abteilungen mit je 500 Leuten nie einen Termin finden wird, wo alle da sind und jeder Teilzeitregelung und was weiss ich Rechnung getragen wird. Dann muss man halt auch mal so auftauchen (bei uns gibt es auch Schichtbetrieb und für die Mitarbeiter ist das genauso). Die Zeit wird ja trotzdem als Arbeit gutgeschrieben, das ist ja nicht verloren. Und nein, für ein x-beliebiges Meeting, wo jemand einfach zu faul war, den Kalender zu überprüfen, wäre ich auch nicht aufgetaucht :-).